Bedeutung

Biotope und Schattenspender

Ökologische Nische: Allee

Wie grüne Adern ziehen sich Alleen an Straßen und Wegen durch die Kulturlandschaften Europas. Gerade in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden vernetzen Alleen wertvolle natürliche Lebensräume und sind selbst Nistplatz, Rastplatz und Nahrungsspender für viele Tiere.

Klimaschutz

Alleen übernehmen gerade an verkehrsreichen Straßen und in dicht besiedelten Gebieten eine überaus nützliche Aufgabe: Sie filtern nicht nur Staub und Abgase aus der Luft und reinigen das Grundwasser von Schadstoffen. Hinzu kommt ihre Bedeutung für den Klimaschutz als Kohlendioxydumwandler. An einem Sonnentag werden von einer 100jährigen Buche beispielsweise durch Photosynthese 45.000 Liter Sauerstoff erzeugt. Das entspricht dem Bedarf von 10 Menschen pro Jahr.

Filter von Feinstäuben

Feinstäube sind besonders gesundheitsschädlich, weil sich an ihnen Luftschadstoffe anlagern. Wenn diese in den menschlichen Körper gelangen können sie Bronchitis, Asthma, Lungenkrebs oder Herz- und Kreislaufschäden auslösen. Straßenalleen können bis zu 70% der Feinstäube aus der Luft herausfiltern. Aufgewirbelte Staubpartikel schlagen sich auf den Blättern nieder und werden vom Regen abgewaschen. Allein auf diese Weise kann ein einziger Baum im Laufe eines Jahres bis zu einer Tonne Staub aus der Luft auskämmen.

Unersetzbarer Lebensraum

Alleen verbinden in unseren landwirtschaftlich geprägten Landschaften isolierte Naturräume miteinander und sorgen dafür, dass Pflanzen und Tiere weiterhin Lebensräume finden. Die Baumreihen an den Straßen erlauben es Kleinsäugern, Insekten und Vögeln, sich in einer häufig monotonen Kulturlandschaft auszubreiten. So sitzen Greifvögel wie der Mäusebussard oder der Habicht in den Wipfeln von Alleebäumen und halten Ausschau nach Beute. So nisten oder rasten Singvögel wie der Buchfink, aber auch der Buntspecht oder die Ringeltaube in den Bäumen.

Grüne Adern

Die Alleen bilden selbst ein eigenes kleines „Biotop“. Schattige Kühle auch an Tagen mit viel Sonnenschein, die feuchtigkeitsspeichernde Wirkung der Laubdächer und gedämpfte Windgeschwindigkeiten im Alleetunnel sorgen für ganz spezifische Lebensbedingungen und ein besonderes Kleinklima. Bestimmte Spinnenarten, Käfer, Bienen und andere Insekten finden in Alleen einen Lebensraum.

Auch wenn es von weitem so scheinen mag, eine Allee gleicht keinesfalls der anderen. Ob Pinien-, Linden oder Obstbaumalleen – jede Baumart hat ihre eigene Funktion im Naturhaushalt. So sind schon einmal über 500 Insektenarten auf einer einzigen Birke gezählt worden, und die Früchte der Eberesche dienen als Nahrung für bis zu 60 Vogelarten.

Touristische Attraktion

Deutsche Alleenstraße | Foto: Erwin Pfeiffer

Deutsche Alleenstraße | Foto: Erwin Pfeiffer

Zu allen Jahreszeiten bieten Alleen dem Reisenden eine Vielfalt an Natureindrücken, die sich am besten mit Fahrrad oder zu Fuß erschließen. Im Frühjahr fühlt der Urlauber die Energie, wenn er durch das frische Grün der Alleen reist. Im Sommer spendet ihm das Blätterdach Schatten, ein Gefühl der Geborgenheit macht sich breit, das Lichtspiel der Sonnenstrahlen sorgt für eine gelassene Stimmung. Der Herbst bietet ein überschwängliches Farbenspiel, im Winter entwickeln die Alleen einen eher bizarren Charme. In allen Jahreszeiten vermitteln sie Beständigkeit und geleiten den Reisenden an sein Ziel.

In Deutschland hat die vielfältige Pracht der Alleen zur „Deutschen Alleenstraße“ geführt. Mit ihren knapp 3.000 Kilometern ist sie Deutschlands längste und inzwischen auch mit die bekannteste Ferienstraße. Sie führt durch zehn Bundesländer und durch einige der schönsten Feriengebiete Deutschlands. Angefangen auf der Insel Rügen entlang der Mecklenburgischen Seenplatte durch den Harz und den Thüringer Wald, führt sie am Vogelsberg vorbei in die Rheinebene. Von dort geht es weiter durch den Pfälzer Wald und den Schwarzwald auf die Schwäbische Alb, um in der Bodensee-Region zu enden.