Verkehr

Verkehrsweg: Allee

Im 18. Jahrhundert freute sich der Reisende, wenn eine Allee seinen Weg begleitete. Sie diente der Orientierung im Winter und bei Nacht, sein Wagen konnte nicht vom Weg abkommen, im Sommer bot sie Schatten. Und war er im Spätsommer in einer Obstbaumallee unterwegs, lieferte sie ihm Wegzehrung.

Mit zunehmender Verkehrsdichte und erhöhten Geschwindigkeiten geraten die positiven Seiten der Alleen immer mehr aus dem Blickfeld. Die Diskussion zentriert sich auf die möglichen Gefahren durch Alleen im Straßenverkehr. Um die Frage, wer schuld ist an den oft drastischen Unfällen, Baum oder Fahrer, wird schon lange gerungen. Für die einen sind die Bäume das Problem, sie sollten nicht an Verkehrsstraßen stehen. Die anderen fordern, dass stattdessen jeder sein Fahrverhalten den örtlichen Gegebenheiten und damit auch den Alleen angepasst wird. Davon hätten Autofahrer einen doppelten Gewinn: Sie schützen sich und andere und können außerdem die Fahrt durch die Allee genießen.

Baum-Unfälle und deren Folgen

Pro Jahr verunglücken viele Autofahrer bei Verkehrsunfällen, etliche davon auch bei Baum-Unfällen. Wie viele davon Allee-Bäume waren, lässt sich nicht sagen. Denn nur selten werden Unfälle in Alleen oder allgemein an Straßenbäumen getrennt erfasst. Daher lassen sich Aussagen über den Zusammenhang zwischen Bäumen am Straßenrand und Unfalltod nicht auf der Grundlage der vorhandenen Statistiken herleiten. Diese Unfallzahlen aber bieten Zündstoff für eine heftige Diskussion um Bäume am Straßenrand.

Contra Alleen

In so gut wie allen Ländern Europas mit Alleenbestand gibt es Debatten rund um Bäume am Straßenrand. Teilweise werden schlichtweg alle Bäume gefällt, teils sollen an stark befahrenen Hauptstraßen altersschwache Bäume gefällt und nicht ersetzt werden, teils sollen sie hinter Schutzplanken verschwinden, teils sollen an allen Straßen Bäume nur noch in großem Abstand oder an kleinen Landstraßen und Wegen gepflanzt werden.
Dies ist weder mach- noch finanzierbar und damit würden die charakteristischen, ökologisch wichtigen und so schönen Alleen für immer aus dem Straßenbild verschwinden.

Pro Alleen

Gegen diese Pläne wenden sich viele Organisationen und Einzelpersonen in ganz Europa. Sie sprechen sich für eine vernünftige Güterabwägung zwischen der Verkehrssicherheit und dem Schutz der Alleen aus und plädieren dafür, die Verkehrssicherheit in Alleen durch angemessenes Verhalten der Menschen zu erreichen. So sollen in erster Linie die Fahrer zu verantwortungsvollem Fahren in Alleen animiert werden. Erreicht werden könnte dies durch generelle Senkung der Fahrgeschwindigkeit in Alleen, verbunden mit verstärkten Kontrollen, gezielte Vorbereitung der Fahranfänger auf sicheres Fahren in Alleen mit speziellen Fahrsicherheitstraining bereits in der Fahrschule. Darüber hinaus können passive Schutzeinrichtungen wie etwa Leitplanken an besonders gefährlichen Stellen für mehr Sicherheit sorgen. Wichtig ist in jedem Fall: einen Kompromiss zu finden, um Sicherheitserwägungen gerecht zu werden und gleichzeitig den unverkennbaren Charakter der Alleen zu bewahren.